Es ist grundsätzlich nicht neu, dass jede noch so kleine Bewegung auf dem komplexen Zusammenspiel vieler verschiedener Muskeln beruht, wie vom Pionier der "Muskelschlingen", Prof.Dr. Kurt Tittel, bereits in den 1950er Jahren in seiner "...funktionellen Anatomie des Menschen" beschrieben.
Mit der neuen Sichtweise auf die Faszien in unserem (21.) Jahrhundert wird nun aber das entscheidende Zusammenspiel von Muskel- und Fasziengewebe immer deutlicher. Es sind insbesondere die Faszien, die Bewegungsspielräume ermöglichen (oder eben nicht). In Analogie zu den Muskelschlingen hat ein US-amerikanischer Faszien-Pionier, Tom W. Myers, in seinem seit 2010 schon zum Faszien-Klassiker avancierten "Anatomy trains" das Modell der "myofaszialen Leitbahnen" entwickelt: Bindegewebslinien, die unseren Körper ringsum vom Scheitel bis zur Sohle durchziehen und ihm aufgrund ihrer elastischen Vorspannung in direkter Verbindung mit Knochengerüst und Muskeln erst Stabilität in Ruhe und Bewegung geben - oft verglichen mit der Verspannung von Segeln an den Masten von Segelschiffen.
Aufgrund vielschichtiger Verbindungen des nahtlosen Faszien-Netzwerks und seiner Zug- bzw. Verzurr-Linien sollte fasziales Dehnen daher immer möglichst die ganze Körperlänge und nicht nur isolierte Muskelpartien einbeziehen -> folgende vier myofaszialen Haupt-Leitbahnen werden nach Myers unterschieden:
~ oberflächliche Rückenlinie (ORL) ~ oberflächliche Frontallinie (OFL) ~
~ Laterallinien (LL , beidseitig) ~ Spirallinien (SPL , beidseitig) ~
(weitere Infos und Zusammenhänge bei > Faszien)
Standard-Übungen "Dehnen" (Station Vogels Ruh)
Erleben Sie mehr auf einer geführten > FaszieNaTour
Dehnübungen können statisch oder dynamisch durchgeführt werden. Für den Anfang empfehle ich statisches Dehnen mit vorsichtigem Annähern an die individuelle Dehngrenze (= "Hineinschmelzen") unter Aufrecht-Erhaltung der Dehnung während ca. 10 Sekunden. Wenn man mit den Dehnübungen vertraut ist, kann man dynamisches, leichtes Federn an den Dehngrenzen probieren.
WICHTIG: auf das eigene Körpergefühl achten und niemals über einen Wohlfühl-Schmerz hinausgehen!!
Dehnen der oberflächlichen Rückenlinie (ORL)
Beidseitig = klassische Rumpfbeuge.
Einseitig: Kombination aus Dehnung einer Oberschenkel-Rückseite und gleichzeitiger Dehnung des Rückens durch Oberkörper-Beugung und Arm-Streckung bis zum gleichseitigen Fuß.
Dehnen der oberflächlichen Frontallinie (OFL)
Beidseitig = Sonnengruß.
Einseitig: Aufbau einer durchgehenden bogenförmigen Spannungslinie durch weiten Ausfallschritt eines Beins nach hinten und Streckung nach hinten des gleichseitigen Arms.
Dehnen der Laterallinien (LL)
Einseitiges Dehnen durch Beugen des Oberkörpers zur Seite - Erweiterung in die unteren Extremitäten und Verstärkung durch Überkreuzen der Füße bzw. Verwendung von "Schwunggeräten" (Stöcke, Faszienrolle u.a.).
Die andere Körper-Seite nicht vergessen;)
Dehnen der Spirallinien (SPL)
Einseitiges Dehnen einer Körper-Diagonalen durch Verwringung - ausgehend vom "Herzöffner" Führen des Arms diagonal nach unten (Arm-Höhen abwechseln).
Eine hervorragende Diagonal-Verwringung bringt die "chinesische Teetasse" - ein Qigong-Klassiker.
Diese harmonische und gleichzeitig entspannende Qigong-Übungsfolge kann in vielerlei Variationen durchgeführt werden - mit einer Hand oder beiden gleichzeitig, in unterschiedlichen Bewegungsrichtungen.
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